meine erster 1000 km Streckenflug in Deutschland

oder

10*100=1000

 

Wie fliegt man 1000 km? Ganz einfach: 10 Stunden mit einem 100er Schnitt fliegen. Ja, eigentlich ganz einfach.
Im Winter 21/22 habe ich mit "weglide" ein paar 1000er geplant, nur mal so, geht ja einfach. Sie hatten alle mehrere Dinge gemeinsam: sie begannen in Kirchdorf, führten in bekannte, gute Gebiete und endeten auch dort und nicht in Kirchdorf. Mir war klar, dass ich abends so lange wie möglich im guten Gebiet bleiben mußte und keinen Gedanken daran verschwenden durfte, nach Hause zu fliegen. So schlecht war der Plan nicht und doch wurde er in der Realität noch in einem entscheidenden Punkt geändert.
Das Ganze fing eigentlich damit an, dass ich mich über das schlechte Wetter ärgerte. Nördlich der Donau flogen sich Alle dumm und dämlich und im Süden ging nichts. Also beschloss ich meinen Standort zu wechseln und nach einigen unsinnigen Überlegungen landete ich in Bayreuth, ja klar Bayreuth mußte es sein, wo ich 2017 schon einmal 900 km geflogen bin. Freitags brauchte ich, um meinen ganzen Krempel zu packen, einschließlich Camping Ausrüstung, denn Quartier hatte ich keines (was sich später auch als reichlich schwierig, aber lösbar herausstellen sollte). Samstag war ich dann endlich unterwegs und mit jedem Kilometer weiter nördlich wurde das Wetter besser und leider erreichte ich Bayreuth zu spät, um noch am selben Tag fliege zu können. Aber der Sonntag war richtig gut und ich hatte einen sehr schönen Flug ins Erzgebirge. Schon seit ein paar Tagen deutete sich an, dass der Dienstag wohl ziemlich gut werden würde. So beschloss ich, Montags nur einen kurzen Flug zu unternehmen, damit ich Dienstags fit bin. Diesen Flug nutzte ich dazu,  eine mir noch unbekannte Gegend -Übergang vom Thüringer Wald zur Rhön- zu erkunden. Dienstag war ich dann -für meine Verhältnisse- früh am Platz und begann mit dem Aufbauen. Kurz nach 9 hörte ich schon das markante Knattern eines Eigenstarters, Alexander Müller startete. Wenn der so früh startet kann ja nicht so schlecht werden, dachte ich noch bei mir. 10:04 bin ich dann auch gestattet und gut 10 Minuten später war der Motor über dem Fichtelgebirge aus und ich in einem kräftigen 2,5 m/s Bart, der mich auf über 2000 NN brachte. Meine Plan war, über die Oberpfalz nach Cham zu fliegen und von dort mit südwestlichem Kurs Richtung fränkischer und schwäbischer Alb abzubiegen. (Übrigens sind alle Anderen von Bayreuth aus zuerst nach Norden geflogen) Und noch eines hatte ich mir fest vorgenommen: egal wie gut der bayerische Wald aussah, ich wollte nicht reinfliegen, man lernt eben dazu. In der Oberpfalz war noch reichlich Restbewölkung vorhanden, die sich nur langsam auflöste bzw. nach Osten abzog. Aber an den Sonnen- bzw. Westrändern ging es zuverlässig, nur einmal mußte ich einen Schlenker nach Westen machen, um nicht zu tief zu kommen. Der Flug verlief ereignislos, nach 1h war ich schon in Cham und bog ab -der bayerische Wald sah auch Gott sei Dank nicht einladend aus. Ab Regensburg flog ich südlicher als gewohnt, also mehr im Donautal. Da es aber hervorragend lief, sah ich keinen Grund meine Streckenführung zu ändern. Bei Leipheim war ich dann das 2. Mal an diesem Tag unter 1000 m agl und es sollte auch das letzte Mal sein. Über Ulm hatte sich ein isoliertes Gewitter gebildet, an dessen Südseite man schön im Geradeausflug die Höhe halten konnte. Eigentlich wollte ich von hier ganz grob Richtung Aalen abbiegen, um dann auf NO-Kurs über Rhön und Thüringer Wald ein schönes Dreieck zu fliegen. Leider versperrte das doch große Gewitter mir die Sicht in diese Richtung und ich änderte meinen Plan: Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon 340 km auf dem Logger und war 3,5 h in der Luft. Würde ich die gleiche Strecke zurückfliegen und das Wetter wäre weiterhin so gut, wäre ich ca. 17 Uhr mit 700 km zurück in Bayreuth. Und von dort aus könnte ich noch den Thüringer Wald fliegen, Zeit hätte ich ja genügend, das Thermikende vermutete ich so gegen 20 Uhr. Und das tat ich dann auch. Über den Rückflug kann ich wenig berichten, wenn das Wetter gut ist, läuft es halt. Und wirklich war ich kurz nach 17 Uhr querab Bayreuth. Wann hat meine Planung jemals so gut gestimmt? Im Thüringer Wald fand ich keine richtige Linie, aber um 18:15 war ich trotzdem in Suhl. Gedreht und zurück Richtung Bayreuth. So auf halber Strecke sah ich dann diese wunderschöne Wolkenstrasse, die für mein Gefühl aber zu sehr in östliche Richtung ging. Aber mindesten Einer hat dieser Strasse ausgenutzt und einen fantastischen Flug hingelegt: Alexander Müller. Bei mir lief es so einigermaßen, aber ab Hof fand ich nichts gescheites mehr und ich begann, mich mit dem Thema „Landen“ zu beschäftigen. Bis Bayreuth wären ja 900 km auf dem Logger und das fliege ich ja auch nicht jeden Tag. Auf dem Weg zum Flugplatz sah ich dann am westlichen Rand des Fichtelgebirges einen Discus kreisen und er schien gut zu steigen. Also hin, der Bart war gut und ging auf 2900 NN. Das Thema Landen war erstmal erledigt und die Rechnerei begann: plötzlich waren ja auch 1000 km möglich. Ich befand mich auf dem 5. Leg, konnte also weiter nach Süden und mit dem letzten Leg nach Bayreuth zurückfliegen. Oder, falls die Oberpfalz gut ging, könnte ich auch einfach bis Cham fliegen und dort u.U. den Motor ziehen und nach Bayreuth zurückkehren. Aber zuerst ging es mal nach Weiden, dort stand noch eine große Wolke, Richtung Süden war es komplett blau. Mühsam habe ich in verschiedenen schwachen Steigzentren Endanflughöhe für Bayreuth gemacht, mit ganz viel Sicherheit. Naja, so kurz vor dem 1000er wollte ich auch nichts mehr riskieren. Dann begann der Rückflug und die längste halbe Stunde meines Lebens. Der Logger sagte mir, dass ich noch 5 km über den Flugplatz hinausfliegen mußte, um die 1000 km voll zu machen. War aber bei meiner Höhe kein Problem. Und dann erschien diese Zahl auf dem Logger: 1000. Interessanterweise hielten sich meine Emotionen stark im Zaum. Obwohl ich irgendwie immer davon geträumt hatte, mal 1000 km in Deutschland zu fliegen, war die Freude darüber in dem Augenblick sehr verhalten. Vielleicht war ich auch einfach zu kaputt.. Ein paar Sicherheitskilometer bin ich noch geflogen, dann habe ich umgedreht, die Höhe vernichtet und bin gelandet. Es war 20:35.

Und die Formel lautet richtigerweise:
10:10h * 98,87 km/h = 1005 km